"Beim Aufbringen eines Hufbeschlages hört die natürlich Abnutzung des Horns an der Bodenfläche fast ganz auf so das die Hornkapsel allmählich ihre Form verändert, gewöhnlich länger wird und der Huf im gesamten infolge des beständigen Wachstums des Horns , in ein unnatürliches Verhältnis zum Boden gerät.

Hierdurch entstehen Nachteile für die Stellung der Gliedmaße, der Zehe und die Form der Hufkapsel die sich auch auf die weiter oben liegenden Teile der Gliedmaßen auswirken."

Zitat: Lehrbuch des Hufbeschlages von Hermann Ruthe; Gustav Fischer Verlag 1988

 

Das Ziel

Das Ziel der NHC-Hufpflege besteht ganz klar darin, einen gesunden Huf zu bekommen. Der gesunde Huf als "Vorgabe" wird uns vom wild lebenden Pferd (also zum Beispiel von den Hufen der nordamerikanischen Mustangs) als Prototyp vorgestellt.

Die Hufe dieser Tiere sind nicht per se hart sondern sie sind angepasst an das jeweilige Terrain. So gibt es auch nicht "den Mustanghuf" sondern bestimmte Merkmale, die ein gesunder Huf aufweist. Ist der vorherrschende Boden eher hart und steinig sind die Hufe hart und zeigen kaum einen ausgeprägten Tragrand. Leben die Tiere vermehrt auf weichen, feuchten Böden so sind die Hufe eher so gestaltet, dass der Tragrand ausgeprägt zu sehen ist in Kombination mit einem sehr deutlichen Sohlengewölbe. In jedem Fall aber sind Sohle und Strahl stark ausgeprägt und belastbar.

Richtig ist auch, dass die Hufe über ein gut entwickeltes Sohlengewölbe verfügen. Auch hier ist es wieder so, dass dieses Gewölbe (also die Wölbung der gesunden Hufsohle nach innen) bei Pferden die auf harten, steinigen Böden leben eher flacher ausgeprägt ist, bei Tieren hingegen die mehr auf weichen Böden wie z.B. Wald und Wiesen leben eher höher bzw. tiefer ausgeprägt ist. Was jeweils "richtig" ist, gibt der individuelle Hof konkret vor.

WICHTIG dabei ist aber, dass das Gewölbe natürlich entsteht und nicht in die lebende Struktur der Hufsohle hineingeschnitten wird. In diesem letzteren Falle (das entspricht der leider gängigen Praxis der letzten tausend Jahre) sind die Selbstheilungskräfte des Körpers ständig damit beschäftigt, den hinein geschnittetenen Schaden wieder zu beheben. Nicht eine glatte, weiße Sohle ist gut sondern eine stabile und tragfähige Sohle ist notwendig damit das Tier schmerzfrei über alle Böden gehen kann.

Ebenfalls SEHR WICHTIG ist die berundete Form der Hufkanten. Die sogenannte "Mustang-Roll". Diese verhindet ein Absplittern der Hufwand bei der Berührung mit harten Kanten. Durch die runde Form verteilen sich die wirkenden Kräfte beim Auffussen des Hufes gleichmäßig nach innen. Herkömmlich bearbeitete Hufe (gerade geschnitten) bieten dagegen kleine Angriffsflächen auf denen die Hebelkräfte maximal wirken. Die Natur kennt keine exakt geraden Strukturen. Sobald ein Huf mit der Mustang-Roll versehen wird beginnt verstärkt der Selbstheilungsprozess bei erkrankten Hufen. Warum das so ist konnte noch nicht abschließend geklärt werden, dass es so ist steht allerdings außer Frage.

Neben diesen Basis-Aussagen gibt es eine ganze Reihe weiterer Faktoren, die den gesunden Huf ausmachen. Dies soll hier nicht diskutiert werden. Aber eines ist für jeden Pferdebesitzer wichtig zu wissen:

Der Weg zu gesunden Hufen ist nicht geradlinig und nicht "über Nacht" zu erreichen. Je nach Zustand der Hufe kann der Heilungsprozess durchaus ein Jahr oder länger dauern. Oft sind dazu unterstützende Maßnahmen wie z.B. temporärer Hufschutz (Hufschuhe) für eine gewisse Zeit notwendig um dem Tier Schmerzen zu ersparen. Auf diesem Weg der Gesundung der Hufe durchläuft der Huf verschiedenen Stadien. Dabei kann der Huf temporär auch "schlecht" aussehen. Z.B. durch das Schieben einer neuen Sohle. So entstehen teilweise sehr zerklüftete Bilder des Hufes. Das ist aber in Ordnung und eine vorüber gehende Erscheinung. Konkrete Beispiele dazu finden sich hier.

Nur optisch "gut" aussehende Hufe besagen gar nichts. Diese sind Ansichtssache des Menschen und haben mit der Natur genauso viel gemein wie die idealen Bilder wie Pferde stehen sollten, wie ihre Gliedmaßen auszusehen haben usw. Diese "Normen" von Menschenhand spielen nur eine sehr, sehr untergeordnete Rolle. Entscheidend ist, ob das Pferd gut und vor allem schmerzfrei laufen kann. Denn dann - und nur dann - kann es gut und seiner Bestimmung gemäß leben. Dann - und nur dann - kann es uns Menschen auch schadlos und mit Freude als Reit- oder Zugpferd dienen.