Von den 122 Millionen Pferden weltweit sind höchstens 10% klinisch gesund. Ca. 10% (12,2 Mio.) sind klinisch unnutzbar lahm. Die restlichen 80% (97,6 Mio.) dieser Pferde sind etwas lahm ... und haben den Gesundheitstest nicht bestanden.

Zitat: American Farriers Journal, November 2000, Vol. 26 #6, Seite 5

 

 

"Der Hufbeschlag ist eigentlich nur das Mittel, den möglichst größten Nutzen aus den Pferden zu ziehen....

Ob der Hufbeschlag das Mittel ist, die Hufe gesund zu erhalten, das ist eine Frage, die man füglich verneinen kann; denn die Erfahrung hat gelehrt, daß, je länger die Thiere beschlagen werden, ein umso nachtheiliger Einfluß auf die Hufe ausgeübt wird."

Zitat: Lehr- und Handbuch der Hufbeschlagskunst von 1861

 

Fragezeichen

Wissenswerte Hintergründe

für Pferdebesitzer

Besitzer von Pferden wollen ausnahmslos das Beste für ihre Tiere. Das ist überhaupt keine Frage und das was ich täglich in meiner Praxis sehe. Doch für jede Frage, die sich ein Pferdebesitzer stellt bekommt er von verschiedenen (Fach-)Leuten unterschiedliche, sich oft widersprechende Aussagen und ist hinterher verunsicherter als zuvor.

Ich halte es für wichtig, dass einige grundsätzliche Dinge zum Huf jedem interessierten Pferdebesitzer klar sein sollten. Nun bin ich jedoch weit davon entfernt, zu glauben, dass meine Ansichten die richtigen sind. Das kann vermutlich niemand von sich behaupten. Deshalb empfehle ich eine einfache Vorgehensweise: Wenn man Fragen hat und Antworten bekommt sollte er/sie stets fragen: WARUM? Kommt daraufhin ein einleuchtende und schlüssige Begründung ist das Grund genug zum Nachdenken und ggf. zum Umdenken. Besteht die Begründung hingegen aus "heißer Luft" im Stile von "ich habe das studiert" oder "ich mache das schon dreißig Jahre" oder "ich bin Fachmann/-frau du bist ja nur Laie" etc. pp. dann würde ich wenig darauf geben.

Die hier dargestellten Sachverhalten sind extrem auf das Wesentliche verkürzt. Die meisten Teile enthalten Verweise auf weiterführende und tiefergehende Literatur, Artikel bzw. Quellen. Diese seien demjenigen empfohlen der mehr wissen möchte.

Unabhängig von den weiter unten gelieferten weiterführenden Artikeln und Websites sollte jeder, der sich mit Hufen beschäftigt das Buch von Dr. Tina Gottwald "Wunderwerk Huf" gelesen haben. Dafür muss man dank Tina freundlicherweise kein Geld inivestieren sondern kann es als PDF in vollem Unfange von ihrer Website herunterladen und ausdrucken. Das Buch ist in einer sehr verständlichen, gut lesbaren Sprache geschrieben ohne dabei auf wissenschaftliche Exaktheit zu verzichten.

Mir kommt es hier darauf an, erste Denkanstöße zu geben - konkret betrifft das vor allem die Themen:

Grundlagen

  1. Bewegung
  2. Hufmechanismus
  3. Sohlen des Hufes
  4. Strahl und seine Pflege
  5. Vorbild Mustanghuf?

Beschlag vs.Barhuf?

Häufige Hufprobleme und Wege zur Heilung

  1. Hufbeinsenkung
  2. Strahlfäule
  3. Hufabszeß/Hufgeschwür
  4. Hufrehe (Laminitis)
  5. Hufrollenkrankheit (Podotrochlitis)
  6. Fehlstellungen
  7. Crena-Hufe
  8. Hornsäule
  9. Risse und Spalten
  10. Zwanghufe

Mehr Antworten auf oft gestellte Fragen finden sich in den Fragen & Antworten ...

Bewegung als Grundlage der Pferdegesundheit

Auch wenn es trivial klingen mag - Pferde sind Lauftiere! Wir Menschen waren und sind es, die sie durch unpassende, nicht pferdegerechte Haltung weitgehend zu Stehtieren umfunktionierten. Die Quittung dafür bekommen wir allenthalben präsentiert. Wie sehr sich das in unser Denken eingeprägt hat sehen wir unter anderem an den üblichen Redewendungen wie etwa "... mein Pferd steht im Stall xy..." oder "... die Pferde stehen jetzt auf der Koppel..." usw. usf.

Frei lebende Pferde zeigen ganz klar, dass es dauerhaft gesunde Tiere nur geben kann wenn sie Tageskilometerleistungen von durchschnittlich 15 -30km zurück legen. Dabei überwiegend Schritt gehen und das möglichst häufig auf festen bzw. harten Böden denn dafür sind Pferdehufe von der Natur optimiert worden.

Das heißt nun nicht, dass ein frei lebendes Pferd automatisch ein gesundes wäre. Bei weitem nicht! Die nordamerikanischen Mustangs sind Pferde die diese Bedingungen nahezu ideal vorfinden und dementsprechend über super Hufe verfügen. Auch bei ihnen kommen Fohlen mit krummen Beinen, Fehlstellung und dergleichen mehr auf die Welt. Durch das kurz nach der Geburt einsetzende Wandern mit der Herde wachsen sich die meisten dieser Problem wie von selbst schnell aus. Wir Menschen neigen oft dazu die kleinen Fohlen schonen zu wollen, stellen sie mit der Stute zusammen in weich eingestreute Boxen und wissen gar nicht, was wir ihnen damit antun.

Andere wild lebende Populationen von Pferden auf unseren Planeten führen uns die Richtigkeit dieser Überlegung ebenfalls drastisch vor Augen. Etwa die Brumbies im australischen Outback laufen aufgrund des knappen Futters deutlich zu viel - die Folge: Viele Pferde haben kaputte, überlastete Hufe (Belastungsrehe). Nachzulesen ist das u.a. in einer Studie der University of Queensland aus 2010. Die andere große Brumbie-Population lebt in den satten, grünen Weiten von Neuseeand. Diese Tiere haben viel zu wenig Anreiz zum Laufen. Warum auch? Das fette Gras reicht ihnen ja üebrall fast bis zum Bauch... Die Folge sind hier ähnliche Wohlstandskrankheiten wie wir sie bei domestierten Pferden immer wieder sehen.

Glücklicherweise gibt es heutzutage Haltungsformen für Pferde, die diese Laufleistungen auf natürliche Art erlauben und die Pferde dazu anzuregen sich viel zu bewegen. Weiterlesen...


Hufmeachnismus

Als Hufmechanismus bezeichnet man eine der wichtigsten Funktionen des Hufes. Nämlich die Unterstützung des Herzens bei der Blutzirkulation. Dies geschieht dadurch, dass die Hufkapsel sich beim Auffußen weitet und beim Abfußen wieder verengt. Durch das Weiten der Hufkapsel (und gleichzeitiges Abflachen der Sohle bei Belastung) weiten sich die Kapillargefäße im Huf. Dadurch entsteht ein Sog und das Blut wird in den Huf gesaugt. Beim Abfußen verengt sich die Hornkapsel wieder - die Kapillaren verengen sich und Blut und Lymphe werden wieder in Richtung Körperstamm gepresst. Die Hufe unterstützen somit Herz und Kreislauf. Früher sagte man, das Pferd hat fünf Herzen - eines in der Brust und vier in den Beinen ....

Dementsprechend hat ein barhuf gehendes Pferd auch (normal) warme Hufe. Nur beschlagene Tiere haben die bewussten kalten Hufe. Dies kommt daher, dass der Hufmechanismus durch den Beschlag zu etwa 60% eingeschränkt wird. Mangelnde Durchblutung ist die direkte Folge.


Sohlen

Hufschnitt

Das rechts stehende Foto zeigt einen Schnitt durch einen Huf. Dieser Huf war ziemlich gesund und in Ordnung. Das Hufbein (der untere letzte Zehenknochen) ist fest mit der Hufwand verbunden. Seine obere Seite verläuft exakt parallel zur Hufwand wie es sein sollte. Unter dem Hufbein befindet sich eine Sohle, die etwas dicker als 1cm ist. So sollten Sohlen aussehen - dann gehen die Pferde ohne Fühligkeiten über nahezu alle Böden. Dann lässt sich die Sohle nicht mit der Hufuntersuchungszange und schon gar nicht mit dem Daumen eindrücken. (Fühligkeiten aufgrund anderer Probleme einmal ausgeschlossen - hier geht es nur um die Sohle!) Wichtig für die Entwicklung einer gesunden Sohle ist, dass das Hufbein weit genug oben in der Hufkapsel sitzt. D.h. der Strecksehenansatz (oberes Ende des Hufbeins) befindet sich ein klein wenig oberhalb des Kronrandes. Nur dann kann die Sohle der konkaven Form des Hufbeins folgen und eine gesunde Dicke erreichen und gleichzeitig das nötige Gewölbe ausbilden. Diese Gewölbeform ist die Voraussetzung für das Funktionieren des sogenannten Hufmechanismus - also der Funktion als "Blutpumpe".

Oft wird behauptet, dass die Sohle des Hufes zum Tragen nicht benötigt würde. Jedoch: Die Natur schafft keine Strukturen, die sie nicht braucht. Die Evolution zeigt überall, dass Dinge die nicht (mehr) gebraucht werden verkümmern oder ganz verschwinden. Am Pferdebein sieht man das z.B. an den Griffelbeinen oder den Kastanien. Es sind Reste ehemaliger Zehen als die Vorfahren heutiger Pferd noch mehrzehige Waldtiere waren die auf weicheren Böden lebten. Die Sohle hat ganz klar eine Tragefunktion - gemeinsam mit dem Tragerand des Hufs. Wie wichtig diese Funktion ist lässt sich an der Größe der Fläche erahnen wenn man die kleine Fläche des Tragerandes einmal mit der Fläche der Sohle vergleicht...

Für komfortables und damit schmerzfreies Laufen der Pferde ist eine angemessene Dicke der Sohle (~1cm) extrem wichtig. Wird diese immer wieder dünn geschnitten kann ein Huf nicht wirklich funktionieren. Lässt man bei der Hufbearbeitung die Sohle hingegen in Ruhe, sorgt für möglichst viel Bewegung bei einer optimierten Ernährung erlaubt man der Sohle, die von der Natur vorgesehen Dicke zu erreichen und an ihrer Unterseite gut komprimiertes, tragfähiges und festes Horn zu entwickeln. Dünnt man die Sohle hingegen aus wird dies ein ewiger Kreislauf und die Pferde können niemals gut barhuf gehen. Beschlag ist dann leider meist die übliche Folge.

Vergleichen wir es mal ganz simpel mit uns Menschen: Wer oft barfuß geht wird relativ schnell Hornhaut an den Sohlen entwickeln. Wenn da nur eine kleine Stelle entfernt wird oder wir uns verletzen - etwa weil wir auf eine Reißzewcke oder einen Nagel treten - gehen wir auch tagelang fühlig weil diese kleine Stelle einfach weh tut...

Wer es genauer und detaillierter wissen möchte dem sei der Artikel "Die Sohlen des Pferdes verstehen" von Pete Ramey in der deutschen Übersetzung von Tobias Bonnke empfohlen. Zum Artikel....


Strahl und seine Pflege

Es wurde und wird viel über alle Teile des Hufes geschrieben und gesagt. Über den Strahl eher wenig. Dabei ist diese Struktur am Huf eine der wichtigsten überhaupt. Strahlhorn ist aufgrund seines hohen Wassergehaltes das elastischste Horn am Huf. Der Strahl hat zwei grundsätzliche Funktionen:

  1. erstes Glied in der Stoßdämpfungskette am Pferdebein
  2. Dehnungsfuge für den Hufmechanismus
Auch wenn hierzulande wenig an diesen Dingen geforscht wird- in den USA gibt es seit Jahren eine intensive Forschungstätigkeit und dementsprechend viele Erkennisse. Die Forschungsergebnisse von Prof. Dr. Robert Bowker an der Michigan State University, USA zeigen das sehr eindrucksvoll. Mehr darüber können Sie u.a. auf deutsch hier lesen.

Damit der Strahl seine Funktionen erfüllen kann muss er so ausgebildet sein wie es die Natur vorsah - derb und robust, dabei elastisch. Das funktioniert nur, wenn man ihn weitgehend in Ruhe lässt und dafür sorgt, dass der Strahl beim Laufen permanent Bodenkontakt hat. Dieser Bodenkontakt ist notwendig, damit er sich korrekt ausbilden kann und robust wird (siehe Foto rechts).

Uns wurde immer gesagt, daß das Laufen auf dem Strahl dem Pferd weh tun würde. Richtig ist hingegen, daß der Strahl die erste Energie des Aufpralls absorbiert. Weh tut dem Pferd allerdings das Laufen auf einem kranken und/oder unterentwickeltem Strahl. Ein gut entwickelter Strahl ist nicht nur derb, er ist richtig groß und mit einer Schicht gut komprimierten Strahlhorns überzogen. Dieses ist widerstandsfähig und läßt Bakterien und Pilzen keine Chance zur Infektion.

Bei herkömmlicher Hufpflege wird der Strahl zumeist drastisch geschnitten - er schaut dann schön gleichmäßig, geometrisch dreieckig und glatt aus. Für uns Menschen hübsch anzusehen. Leider nützt das dem Pferd wenig denn so kann er seine Funktion nicht erfüllen. Um es mit Ramey zu sagen: "Hübsch ist, was hübsch funktioniert."

Wir schneiden also nur am Strahl wenn Fetzen losen Strahlhorns übereinander liegen. Dies hat fatale Folgen: Unter diesem Schutzschild herrscht ein perfektes Mirkoklima in dem sich Bakterien und Pilze wunderbar entwickeln können. Dem muß Einhalt geboten werden und das erreicht man durch das Entfernen dieser sogenannten Strahltaschen.

Mehr aber nicht!

Global gesehen leben wir in Mitteleuropa in einem Feuchtgebiet. Deshalb kommt der Strahlpflege besondere Bedeutung zu. Pferde, die in trockenen Gebieten leben kennen diese Probleme gar nicht. Da kann man auch gelegentliche Fetzen am Strahl getrost unbeachtet lassen. Die Tiere laufen sie sich ab und fertig. Bei uns ist das leider nicht ganz so einfach. Insbesondere in Boxenhaltung lebende Pferde leiden besonders unter diesem Problem. Doch gerade bei diesen Tieren kommt der Ausbildung eines robusten Strahls größte Bedeutung zu.

Dabei ist die tägliche Pflege durch den Pferdebesitzer das wichtigste. Tägliches Auskratzen der Hufe ist eminent wichtig. Viele PferdebesitzerInnen irgnorieren dies mit dem Hinweis, daß der Huf ja doch binnen einer Minute wieder voller Matsch, Dreck und Kot sei. Das ist zwar richtig - allerdings wird dabei übersehen wie schnell sich Kolonien von Mikroben entwickeln und buchstäblich Ihr Pferd "fressen". Das tägliche (noch besser mehrmals tägliche) Auskratzen der Hufe zerstört diese nachhaltig und hilft dem Pferd, robuste Strähle zu entwickeln.

Wer es genauer und detaillierter wissen möchte dem sei der Artikel "Strahlpflege" von Pete Ramey in der deutschen Übersetzung von Tobias Bonnke empfohlen. Zum Artikel....


Vorbild Mustanghuf?

Ja und Nein. Amerikanische Mustangs leben unter - für Pferde - ziemlich idealen Bedingungen. Dies darf natürlich NICHT dazu führen, dass man nun hergeht und aus jedem Huf einen Mustanghuf machen möchte. Das geht einfach nicht. Hufe sind abhängig von den Lebensbedingungen des jeweiligen Tieres, von seiner Rasse usw. usf. ABER: Die heutzutage auf unserem Planeten frei (wild) lebenden Pferde sind ausnahmslos entaufene oder frei gelassene Hauspferde. Das heißt, sie sind genetisch identisch mit unseren domestizierten, gehaltenen Pferden. Man kann also sehr wohl Erkenntnisse von den heute wild lebenden Pferden auf unsere Haus- und Sportpferde übertragen. Mithin von ihnen lernen was funktioniert und der (Huf-)Gesundheit zuträglich ist.

Insofern ist ganz klar festzustellen, daß der Mustanghuf kein Idealmodell ist, was man bei der Hufpflege nachzubilden hat. Aber viele Erkenntnisse, die man am Mustanghuf gewann haben eine große Bedeutung für die Hufpflege und Haltung unserer Pferde.


Hufbeinsenkung

Wildpferdehuf

Unter der Absenkung des Hufbeins verstehen wir eine unnatürlich tiefe Position von P3 (Hufbein) in der Hufkapsel. Dieser Zustand ist bitte nicht zu verwechseln mit einer Hufbeinrotation wie man es z.B. bei einer Hufrehe sieht!

Dabei ist es korrekterweise eher anders herum. Nicht das Hufbein "sinkt ab" sondern die Hufkapsel wird länger... Die Ursache für diese Erscheinung liegt in einer beständigen Ausdünnung der Sohle über viele Jahre in der Lebenszeit des Pferdes. Dementsprechend erscheint es auch so, daß "lange Hufe" eine Alterserscheinung zu sein scheinen. Sie sind es aber nicht. Die korrekte Position des Hufbeins ist so weit oben, daß der Strecksehenansatz (oberes Ende des Hufbeins) oberhalb des Kronrandes liegt. Rechts ist zuerst der Schnitt durch einen gesunden Hufes eines wild lebenden Pferdes zu sehen. Die Sohle ist wunderbar dick und das Hufbein sitzt an der richtigen Position. Die rote Markierung liegt auf Höhe des Kronrandes. Tatsächlich aber liegt der Strecksehenansatz bei den meisten domestizierten Pferden deutlich unter diesem. Zum Vergleich das untere Foto vom Huf eines domestizierten Warmblüters. Auch hier markiert die rote Line den Kronrand.

Diese Absenkung geht einher mit einer dünnen, Warmbluthuf flachen Sohle ohne nennenswertes Gewölbe. Schneidet man nun in diese an sich schon zu dünne Sohle wiederum ein Gewölbe hinein wird der Prozess immer neu fortgesetzt... Die Umkehrung besteht darin, zur Natur zurück zu kehren. Die Sohle wird in Ruhe gelassen, es wird damit erlaubt, daß die Sohle ihre natürliche Stärke erreicht und im Zuge des Hornwachstums kehrt das Hufbein langsam an seine natürliche Position zurück.

Selbstverständlich benötigt der Huf ein Gewölbe in der Sohle. Ohne dieses wäre der Hufmechanismus nicht möglich. Insofern dürften sich alle Methoden der Barhufbearbeitung einig sein. Allerdings darf man dieses Gewölbe nicht in das lebende Gewebe hinein schneiden. Es folgt ganz von selbst der unteren Wölbung des Hufbeins wenn man der Sohle erlaubt, ihre natürliche Dicke zu erreichen. Nicht zuletzt aus diesem Grunde habe ich stets ein Hufbein und Präparate von Hufen dabei.

Wer es genauer und detaillierter wissen möchte dem sei der Artikel "Die Umkehrung der Hufbeinabsenkung" von Pete Ramey in der deutschen Übersetzung von Tobias Bonnke empfohlen. Zum Artikel....


Strahlfäule

Dieses Thema scheint ein sehr emotionales unter den Pferdebesitzern zu sein. Dabei ist echte Strahlfäule nach meiner Erfahrung glücklicherweise nicht so häufig und auch kaum zu übersehen. Sie riecht nämlich so, daß man/frau es nicht gar nicht übersehen kann.

Allerdings erlebe ich häufiger, daß diesbezüglich Panik gemacht wird. Dann stellt sich meist heraus, daß die Strahlregion nach Kot und Urin riecht. Ganz häufig ist dies der Fall bei Pferden in Boxenhaltung oder auf kleinen und/oder nicht oft und sorgfältig genug gemisteten Paddocks. Die Tiere stehen dann einfach in ihrem Dreck was in der Natur niemals vorkommen würde.

Wie oben schon ausgeführt ist Hygiene hier das A und das O. Regelmäßiges (d.h. mindestens einmal täglich - besser zweimal!) Auskratzen der Hufe - insbesondere der Strahlfurchen ist besonnders wichtig. Wenn tatsächlich Strahlfäule da ist gehört diese sofort behandelt. Dafür haben sowohl wir Hufpfleger als auch Tierärzte die passenden Mittel stets dabei. Auf jeden Fall werden fleddrige Teile des Strahls entfernt, sogenannte Strahltaschen geöffnet und gereinigt. Allerdings nur an den Stellen wo dies notwendig ist. Alle anderen Teile des Strahls werden tunlichst in Ruhe gelassen.


Hufabszess / Hufgeschwür

Zur Begriffsklärung vorweg: Hufgeschwür ist der umgangssprachliche Begriff, Hufabszess die medizinisch korrekte Bezeichnung. Beides meint jedoch das gleiche.

Ein Hufabszess ist ein ganz normaler Ausscheidungsprozess des Körpers so wie jeder andere Abszess auch. Dies findet dann statt wenn der Körper defektes Gewebe, Giftstoffe usw. abtransportieren muss, es aber über die regulären Ausscheidungswege Darm und Harn nicht schafft. Bei uns Menschen ist das grundsätzlich nicht anders. Wir haben ebenfalls oft Pickel auf der Haut - diese "entsorgen" ebenfalls auf diesem Wege Stoffe, die der Körper loswerden möchte. Normalerweise gehen derartige Abszesse am Kronrand auf, meist verbunden mit blutigem und eitrigen Ausfluss und verschließen sich von selbst wieder. Oft hat man dann einen quer zur Hufwand verlaufenden Spalt der sich auswächst und verschwindet. Dabei bricht die Hufwand dann oft aus, wenn der Querspalt zum Tragrand hin wandert. Das alles ist unkritisch und sieht nur unschön aus. Die Pferde laufen in der Regel unbeeindruckt von diesem Defekt.

Etwas anders sieht es aus, wenn der Abszess unter der Sohle sitzt, das Pferd schmerzbedingt lahmt und der Abszess nicht aufgeht. In diesem Falle rate ich dazu, einen Tierarzt beizuziehen, der dann ggf. den Abszess öffnet und dem Tier so die nötige Erleichterung verschafft.

Die Situation, dass Abszesse durch das Eintreten von Fremdkörpern entstehen gibt es auch. Allerdings ist das sehr, sehr selten.

Für alle Pferdebesitzer, die mit dem Problem Hufabszess zu tun haben, empfehle ich das Merkblatt Hufabszeß zur Lektüre.


Hufrehe (Laminitis)

Rehe (Laminitis) ist zurecht eine der gefürchtestesten Erkrankungen des Pferdes. Die Pferde leiden stark, sind nicht reitbar und bedürfen sofortiger Hilfe. Die gute Nachricht an dieser Stelle: Rehe ist heilbar. Die Heilung allerdings kann weder der Hufpfleger noch der Tierarzt bewirken. Heilung ist nur möglich wenn man die Ursache beseitigt.

Nahezu alle Rehefälle die ich in meiner Praxis sehe sind Wohlstandserkrankungen, d.h. fütterungsbedingt. Die Abläufe bei einer Rehe sind immer gleich. Egal was der Auslöser ist. Die Huflederhaut, hauptsächlich die Wandlederhaut, erleidet starke Schädigungen. Diese haben zur Folge, dass die Blättchenschicht (Hufbeinaufhängung) geschädigt wird und das Hufbein (P3) rotiert in Richtung Sohle. Die Ursachen sind meist eine zu hohe Konzentration von Fruktanen (langkettige Zuckemoelküle - Mehrfachzucker) im Futter. Auslöser können ebenfalls auch andere Vergiftungen sein - man kennt da z.B. die Medikamentenrehe usw. Bei einer Belastungsrehe ist lediglich die Ursache eine andere, die Folge ist jedoch die gleiche.

Die Verbindung des Hufbeins mit der Hufwand entspricht in etwa dem, wie ein Fingernagel über das Nagelbett gehalten wird. Drückt man den Fingernagel nach oben tut es uns weh. So stelle ich mir die Schmerzen vor, die ein Pferd empfindet wenn es an Rehe leidet und der Huf auffusst.... - heftig!

Dabei muss man wissen, dass die gefürchtete Entzündung der Lederhaut ja schon den Heilungsprozes des Körpers darstellt. Die Entzündung ist der zweite Schritt indem kaputtes Gewebe abtransportiert wird. Diesen durch Entzündugshemmer etc. zu unterdrücken halte ich für sehr fragwürdig.

Heilung, d.h. Entsorung des kaputten Gewebes und Aufbau neuen Gewebes kann es allerdings nur geben wenn das Pferd läuft und für ausreichend Durchblutung gesorgt wird. Das Pferd will aber in dieser Situation nicht laufen weil es richtig weh tut. Ein Teufelskreis...

Um diesen zu durchbrechen sind folgende Schritte vonnöten:

  1. Ursache finden und beseitigen, z.B. sofortiger Entzug von frischem Gras oder fruktanhaltigem Heu
  2. Hufbearbeitung in der Weise, daß der Druck aus den hebelnden Wänden genommen wird - Schmerzen beim Auftreten beiseitigen
  3. Einsatz von Hufschuhen und Pads um dem Pferd schmerzfreies Laufen zu ermöglichen
  4. dann dafür sorgen, daß das Pferd auch läuft ohne überlastet zu werden, z.B. tägliches Spazierengehen

Hufrollenkrankheit (Podotrochlitis)

Die Hufrollen- oder Strahlbeinerkrankung ist ebenso gefürchtet wie die Hufrehe. Dies auch zu recht. Man hielt sie lange Jahre für eine reine Überlastungserscheinung, trat sie doch gehäuft bei Sportpferden, namentlich bei Springpferden auf. Diagnostiziert wird sie über eine Anzahl von Symptomen, Röntgendiagnostik und diverse Proben, am bekanntesten die sogenannte Beugeprobe. Für sich allein genommen sind alle diese Einzelteile nichtssagend. Unspezifische Lahmheiten führen dann schnell zur Vermutung des Hufrollensyndroms.

Bislang ging man von einer Veränderung am Strahlbein aus, was dann den Schleimbeutel, die Sehenenscheide der tiefen Beugesehne und zuletzt die Sehne selbst in Mitleidenschaft zieht. Neueste Forschungen aus den USA (Michigan State University, Dr. Bowker) fanden jedoch heraus, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Der Knochen - hier also das Strahlbein wird zuletzt in Mitleidenschaft gezogen...

Nun mag sich mancher Pferdebesitzer fragen was das hier an dieser Stelle soll? Die Konsequenz dieser Erkenntnis ist jedoch von fundamentaler Bedeutung: Ursache für diese "Reaktionskette" ist die Zehenlandung der Pferde! Landet der Huf auf der Zehe (statt auf der Tracht wie es die Natur vorsah) hängt die gesamte Last vom Moment der Bodenberührung bis zu dem Zeitpunkt an dem der Huf komplett aufgesetzt hat an der tiefen Beugesehne. Dies überlastet nicht nur die Sehne selbst sondern auch die Sehnenscheide und den umgebenenden Schleimbeutel - schädigt somit nachhaltig den sogenannten Hufrollenkomplex (Podotrochlea).

Damit sind wir bei der praktischen Bedeutung: Aus diesem Grunde ist es so wichtig bei der Hufbearbeitung immer zu überprüfen wie der Huf auf dem Boden landet. Zehenlandungen erfordern sofortige Gegenmaßnahmen. Die erste Frage ist natürlich die, warum tut das Pferd das? Die Antwort liegt auf der Hand: Weil die Strukturen im hinteren Bereich des Hufes schmerzen wenn das Pferd da aufsetzt. Ganz oft liegt die Ursache in kaputten oder unterentwickelten Strählen und den damit verbundenen inneren Strukturen - vor allem der Strahlkissen.

Hilfe - mein Pferd hat Hufrolle! Was ist zu tun? Zunächst einmal sollte man einen Moment lang über den Begriff "Hufrolle" nachdenken. Dieser ist durchaus sinnvoll. Stellt doch dieser Bereich im Huf tatsächlich eine Umlenkrolle für die tiefe Beugesehne dar. Die übliche Praxis sind sogenannte orthoädische Beschläge die die Trachten hoch stellen (high heels). Damit wird ohne Zweifel die tiefe Beugesehne vorderhand entlastet, der Schmerz im Huf lässt nach und das Pferd läuft wieder. Nur Heilung sah ich dadurch bislang in keinem Fall. Im Gegenteil, die Symptome verschwanden zu einem bestimmten Grade - das Problem selbst aber wird heftiger. Die Höhe der Absätze nimmt zu usw. Richtig ist es aber, das Problem zu lösen. D.h. die Ursache für die Zehenlandung zu beseitigen. Damit sind wir wieder am Anfang des ganzen - es muss dem Pferd die Möglichkeit gegeben werden, die Strukturen im hinteren Bereich des Hufes so zu entwickeln, dass Strahl, Strahlkissen, Trachten und Sohle ihre Aufgaben wahrnehmen können. Das heißt konkret keine invasive Hufbearbeitung und für die Zeit bis dieser Prozess abgeschlossen wurde sind Hufschuhe und ggf. Pads mit oder ohne Strahlkeil das Mittel der Wahl um dem Pferd die Schmerzen zu nehmen, den Huf in eine physiologisch korrekte Position zu bringen und gleichzeitig den benötigten (An)Reiz zum Aufbau des Gewebes zu liefern. Optimierung der Ernährung und kontinuierliche, kontrollierte Bewegung sind die weiteren Faktoren zur Heilung.

Wer es genauer und detaillierter wissen möchte dem sei der Artikel "Auf der Suche nach der Wahrheit über das Hufrollensyndrom" von Pete Ramey in der deutschen Übersetzung von Tobias Bonnke empfohlen. Zum Artikel....


Fehlstellungen ...

... sind ein schier uneschöpfliches Thema, eine ständige Quelle von Diskussionen und Verbesserungsversuchen.

Es steht völlig außer Frage, dass Fehlstellungen der Gliedmaßen am Ende immer eine ungleichmäßige Belastung darstellen und so zu übermäßigen, einseitigen und/oder verfrühten Abnutzungserscheinungen von Gelenken, Knorpeln, Sehnen, Bändern führen. Das ist die eine Seite. Andererseits liegen die Ursachen für derartige Dinge fast immer in der Haltung begründet. Zu wenig Bewegung generell (das Pferd ist ja ein Lauf- und kein Stehtier!), falsche Bedingungen für die Fohlen (weiche Unterrgünde, zu wenig Bewegung) und natürlich auch Folgen der Zucht sind die wichtigsten Ursachen. Sie führen zu einer anatomischen Disposition des Tieres wie sie ist. Dementsprechend stellt sich das Pferd so, wie es für den Körper des Tieres beim Stehen und beim Gehen am angehmsten ist. Das ist einfach so und das sollte man/frau immer im Kopf haben.

Viele Pferdebsitzer möchten, dass ich Fehlstellungen bei der Hufpflege korrigiere. Sie sind dann konsterniert und enttäuscht wenn ich es ablehne z.B. einen Bockhuf (proximaler Zehenwinkel >60°) aktiv flacher zu stellen. Das wird zwar allenthalben versucht bringt aber nichts. Durch die Änderung des Winkels (in welcher Richtung auch immer) wird gewaltiger Zug und auf der anderen Seite Druck auf die Gelenke und die umgebenden Strukturen gebracht. Das tut dem Tier zum einen weh zum anderen wird es der Körper sofort ausgleichen und in kürzest möglicher Zeit den "angenehmeren" vorigen Zustand wieder herstellen.

Allerdings kann man sehr viel erreichen wenn man die Bedingungen für das Tier optimiert (hinsichtlich Bewegung, Haltung und Ernährung) und dann eine natürliche Hufbearbeitung durchführt. Diese orientiert sich an den Signalen des Hufes. Da geschehen zuweilen spektakuläre Dinge. Ich hatte in meiner Praxis einen 12jährigen Wallach mit einem deutlichen Bockhuf - 71° Zehenwinkel! im Verlauf von 11 Monaten, guter Ernährung und viel Bewegung zeigte dieses Tier in seinem 13. Lebensjahr(!!) ständig Wandüberstand im Trachtenbereich. Dieser wurde bei jeder Bearbeitung korrigiert und nach 11 Monaten betrug der Zehenwinkel noch 58°. D.h. der Körper des Pferdes hat den Winkel der Zehe um -13° korrigiert. Das kann man als Hufpfleger weder machen noch vorhersagen. Aber es ist möglich... Fotos siehe hier

Fehlstellungen - Teil 2:

Fohlen mit gerader Hinterhand  Fohlen mit schiefer Hinterhand

Hier nun ein wirklich extremes Beispiel: Ein Kunde rief mich an - ein Fohlen war geboren worden und hatte eine extrem schiefe Hinterhand. Siehe Foto rechts. (Klicken Sie einfach auf das Foto um eine vergrößerte Ansicht zu erhalten.) Die Frage war: Was ist zu tun? Eine Möglichkeit wäre gewesen, Stute & Fohlen in die Tierklinik zu bringen und das Fohlen zu operieren. Die einzige Sicherheit dabei wäre gewesen, daß es viel, viel Geld gekostet hätte... Erinnern wir uns: Auch in der Natur werden Fohlen mit sehr krummen Gliedmaßen geboren. Meiner Ansicht nach ist das weder schlimm noch unnormal. Es scheint eher die Regel zu sein. Die Knochen von Babys (egal ob bei Mensch oder Tier) sind weich und verformbar, der Geburtskanal ist eng. Der Unterschied besteht darin was nach der Geburt passiert. In Freiheit ist das Fohlen auf der Welt und hat eine - wenn es Glück hat zwei Stunden - Zeit. Dann zieht die Herde weiter und das Fohlen muß mit. Da gibt es dann zwei Möglichkeiten: Das Fohlen schafft das oder eben nicht. Fast alle Fohlen schaffen das mühelos. Die es nicht schaffen sind dann Raubtierfutter - C'est la vie... In menschlicher Haltung passiert das natürlich nicht und wir kümmern uns um die kleinen Fellnasen. Meist eben nur total falsch. Mein Rat war hier an den Kunden: Nimm die Stute so oft du kannst und gehe mit ihr viele Kilometer auf der Straße. Viel geradeaus auf harten Böden. Das Fohlen geht eh mit der Mama mit... Das Ergebnis dieser Therapie zum "Nulltarif" halte ich jedenfalls für äußerst sehenswert.

Die Fotos sind Copyright © 2014 by Ute & Achim Häßler

Crena-Hufe

Unter einer Crena (crena marginis solearis) versteht man eine Einziehung am vorderen Rand des Hufbeins. Diese kann z.B. als Folge einer Hornsäule entstehen und hat fast immer einen mittigen Zehenriß zur Folge der de facto nicht therapierbar ist. Leider wird die crena oft mit einer Hornsäule verwechselt und zur Operation geraten. Diese ist in diesen Fällen unsinnig, teuer und führt zu keinerlei Verbesserung der Situation. Mehr zum Thema "Crena-Hufe" lesen Sie bitte im diesezüglichen Merkblatt.

(echte) Hornsäule

Unter einer Hornsäule versteht man eine komplette Einfaltung des Wandhorns. Das heißt in der Hornsäule findet sich die gesamte Struktur (Wandhorn und Blättchenschicht) als zumeist kreisrunde Struktur unter dem eigentlichen Wandhorn wieder. Ursache für die Bildung einer Hornsäule ist stets eine Verletzung. In der Folge dieser Verletzung und nachfolgender Bildung einer Hornsäule findet sich häufig eine ausgeprägte Crena am Hufbein. Hornsäulen können opertiv entfernt werden. Dieser Eingriff ist erheblich denn er bedeutet eine komplette Resektion des Wandhorns im betroffenen Bereich. Die Frage ist, was dieser Eingriff und die damit verbundenen Einschränkungen für das Pferd am Ende tatsächlich bringt. Nach meiner Erfahrung ist das sehr wenig. Denn man müßte dafür sorgen, daß sich der abgebaute Knochenbereich restauriert. Dies geht aber nur, in dem man Zug auf das Hufbein bringt - wie soll das bewerkstelltigt werden? Von daher ist es in der Regel so, daß nach einer operativen Entfernung der Hornsäule diese in relativ kurzer Zeit wieder entsteht...

Risse und Spalten

Risse können oberflächlich am Wandhorn auftreten oder die Wand richtig durchtrennen. Den ersten Fall bezeichnet man oft auch als Windrisse weil diese sehr häufig bei längerer Trockenheit zu beobachten sind. Sie sind absolut unkritisch. Risse oder gar Spalten, welche die Wand durchtrennen sind durchaus ernst zu nehmen, denn sie reduzieren die Stabilität des Wandhorns beträchtlich. Für die Entstehung dieser Risse gibt es mehrere mögliche Ursachen. Ich sehe (in der Reihenfolge der von mir beobachteten Häufigkeit) folgende Gründe:

  1. Spannungsrisse
  2. energetische Probleme
  3. Verletzungen am Kronrand

zu 1. Spannungsrisse

Das ist mit Sicherheit die häufigste Ursache für Risse in der Hufwand. Sie resultieren aus unphysiologischen Druckverhältnissen in der Wand. Diese entstehen meist aus zu großen Wandüberständen, langer Zehe oder ungleichen, also unausbalancierten, Verhältnissen am Rand der Wand. Zu erkennen sind diese Risse daran, daß sie von unten kommenund unterschiedlich weit nach oben in das Horn der Wand reichen. Sogenannte Schnäbel im Verlauf der Wand oder stark untergeschobene Trachten kommen als Ursache ebenfalls in Betracht. Auch Probleme in der Ernährung bzw. dem Stoffwechsel des jeweiligen Tieres und damit in der Folge verminderte Qualität bei der Hornbildung zeigen sich oft in solchen Rissen.

Die Therapie ist hier realtiv einfach: Kurze Wände, kurze Zehe, Behandlung/Entlastung von Schnäbeln und stark untergeschobenen Trachten, ggf. Optimierung der Ernährung führen in der Regel schnell zum Erfolg und damit zum Herauswachsen der Risse. Risse und Spalten sind immer von Mikroorganismen besiedelt. Es ist von daher eine gute Idee während der Behandlung dieses Problems diese Risse regelmäßig zu desinfizieren.

Fehlstellungen der Gliedmaße und damit unausgewogene Druckverhältnisse auf die Hufwand führen ebenfalls gelegentlich zu Spannungsrissen. Diese lassen sich nur insoweit therapieren als es gelingt, die Fehlstellung zu korrigieren bzw. zu vermindern.

Beispiel:

Ein Huf mit einem staken Spannungsriß trotz Beschlag und der gleiche Huf ein paar Monate später ...

Spannungsriss

 

zu 2. energetische Probleme

Über den Körper des Pferdes laufen, wie bei allen anderen Lebewesen, Energieleitbahnen - die Meridiane - welche alle Bereiche des Organismus mit der lebensnotwendigen Energie versorgen. Diese Lebensenergie befindet sich beim gesunden Organismus stets im Fluß und damit im Gleichgewicht. Energetisches Ungleichgewicht führt zu Krankheit und daraus resultierenden Symptomen. Man spricht dann entweder von energetischer Fülle (=Stau von Energie) oder von energetischer Leere (=Fehlen von Energie) im betroffenen Meridian. Am Kronsaum des Hufes enden bzw. beginnen diverse Meridiane. Ist ein solcher Meridian über längere Zeit im Ungleichgewicht so führt dies oft zu scheinbar unerklärlichen Rissen oder Spalten in der Wand des Hufes. Ein Blick auf die Meridianpunkte am Huf bringt hier schnell Gewissheit. Zu erkennen ist diese Art von Rissen daran, daß sie stets von oben (vom Kronsaum) beginnen und sich nach unten fortsetzen.

Die Therapie kann in solchen Fällen nur in einer energetischen Behandlung des eigentlichen Problems durch einen entsprechend ausgebildeten Therapeuten z.B. einer APM-Therapie nach Penzel bestehen.

 

zu 3. Verletzungen am Kronrand

Verletzung Kronrand

Wenn ein Pferd eine Verletzung am Kronrand erleidet führt dies in der Folge zur Bildung von Narbengewebe. Dieses so vernarbte Gewebe ist dann nicht mehr in der Lage gutes Horn zu bilden. Das Wandhorn besthe aus Röhrchen die mit Keratin (=Kitthorn) miteinander verklebt sind. Die Qualität des gebildeten Keratins ist entscheidend für die Stabilität des Wandhorns.

Das nebenstehende Foto zeigt einen Huf mit einer solchen Verletzung am Kronrand. Dieses Pferd läuft problemlos mit dieser Situation.

Eine mögliche Therapie besteht auch hier in einer energetischen Behandlung der Narbe.

 

 

 

 

 

 

Zwanghufe

Huf mit Trachtenzwang

Als Zwanghufe bezeichnet man alle Formen unphysiologischer Verengungen am Huf. Je nach Bereich indem dies auftritt spricht man z.B. von Kronenzwang, Trachtenzwang usw. Die wohl am häufigsten zu beobachtende Form ist der Trachtenzwang. Also ein deutlich zu enger Huf im hinteren Bereich. Das nebenstehende Foto zeigt die Situation eindrücklich.

Die Bestrebungen in der Hufbearbeitung haben stets ganz klar zum Ziel, diese Situation zu verbessern also eine Weitung der Hornkapsel zu erreichen. Das Ziel ist durchaus richtig, allerdings sollte man zwei Dinge verstehen bevor man sich vorschnell an die "Korrektur" wagt.

  1. der "Zwang an sich" ist nicht das Problem sondern die (sinnvolle) Reaktion der Natur auf das eigentliche Problem. Dieses besteht in nicht bzw. nicht ausreichend entwickelten inneren Strukturen im hinteren Drittel des Hufes und
  2. in dem Maße wie sich das eigentliche Problem verbessert weitet sich die Hornkapsel von selbst, alle mechanischen Maßnahmen um die Kapsel quasi von außen zur Weitung zu bewegen (z.B. die sogenannten Weitungsschnitte) gehe an der Ursache vorbei und erschweren dem Pferd das (barhf-)Laufen!

Die vorderen zwei Drittel der Hufkapsel werden durch das Hufbein (P3) geformt. Das hintere Drittel wird vor allem durch die seitlichen Hufknorpel geformt. Sind diese nicht ausreichend ausgebildet verengt sich der Huf zu den Trachten hin. Ein eingezwängter, kleiner Strahl, der seine Aufgabe nicht erfüllen kann - oft mit Degeneration des Strahlhorns kombiniert - ist eine weitere häufige Folge. Es stellt sich die Frage:

Woher kommt das Problem?

Jedes neu geborene Fohlen kommt mit Zwanghufen auf die Welt. Weder das Strahlkissen noch die seitlichen Hufknorpel sind entwickelt. Sie bestehen zunächst aus weichem Fettgewebe mit wenigen, eingelagerten Knorpelfasern. So ist der Durchmesser der Hufe des Fohlens zunächst nicht größer als der Durchmesser des unteren Pferdebeins. Das ist ein Schutz für die Stute bei der Geburt. Wären die Hufe schon normal dimensioniert bestünde Verletzungsgefahr für das Muttertier.

Für das leichte, neugeborene Fohlen reicht das Fettgewebe zunächst absolut aus. Ist es in der Wildnis ein paar Stunden auf der Welt muß es mit der Herde weiterziehen. Jeden Tag nimmt das Fohlen an Gewicht zu. Es wandert mit der Herde zwischen 15 und 30km pro Tag durch die Steppe auf überwiegend harten und ebenen, felsigen Untergründen. Dieses Wandern sorgt für die nötigen Reize um diese Knorpelstrukturen immer weiter zu entwickeln. Im Alter von ca. 2 Jahren ist der Huf weitgehend fertig.

Und in typisch menschlicher Haltung?

Fohlen kommen auf die Welt, sehr oft zum (aus Sicht der Natur) unpassenden Zeitpunkt mitten im Winter. Die meisten Fohlen kommen kaum nennenswert zum Laufen und leben die meiste Zeit auf weichen Untergründen (in der weich eingestreuten Box, auf der Wiese, auf einem weichen Reitplatz oder in der Halle usw.). Die natürlichen Mechanismen zur Ausrichtung der Gliedmaßen und zur schrittweisen Entwicklung der internen Hufstrukturen bleiben meist auf der Strecke. Oft hört man dann die bequemen Begründungen wie Veranlagung, Genetik und dergleichen mehr. Sinnvoller wäre es natürlich, die Zusammenhänge zu erkennen und die Lebensbedingungen der Tiere zu verbessern.... Einen möglichen Ansatz dazu bietet z.B. Paddock Trail.

Die Lösung?

"Die Patentlösung" gibt es natürlich nicht. Jeder Einzelfall ist anders. Der Körper bzw. die Natur des Tieres entscheidet wie weit Reparatur möglich ist. Je früher im Leben des Tieres die Weichen richtig gestellt werden umso besser der Erfolg. Den Weg weist die Natur: So viel wie möglich Bewegung auf möglichst harten Untergründen, regelmäßige, schonende Hufbearbeitung und eine passende Ernährung sind die Grundvoraussetzungen. Die Reparatur geht in ganz kleinen Schritten und über lange Zeit vor sich. Knorpelgewebe ist äußerst gering durchblutet, deshalb dauert Regenerierung - ähnlich wie bei Sehnenschäden - sehr lange. Geduld ist also eine wichtige Tugend in solchen Situationen...